Das Willy*Fred ist ein selbstverwaltetes Hausprojekt in Linz, das seit 2015 Wohnraum für etwa 30 Menschen und unterschiedliche Initiativen bietet. Es ist Teil des habiTAT-Netzwerks, eines Zusammenschlusses solidarischer und selbstorganisierter Mietshäuser in Österreich. Ziel des Projekts ist es, Wohnraum dauerhaft dem Markt zu entziehen und langfristig leistbar zu machen, indem das Haus kollektiv verwaltet und finanziert wird. Durch soziokratische Entscheidungen gestalten die Bewohner*innen ihr Zusammenleben eigenständig und setzen auf solidarische Prinzipien statt auf Eigentum und Gewinnstreben.

Der Name wurde im tiefem Respekt und Gedenken an alle Menschen, die es versuchten und schafften, unter dem NS-Regime Widerstand zu leisten, für den Namen Willy*Fred entschieden. Diese Entscheidung ist ein symbolisches Bekenntnis zu den Werten von Mut, Zusammenhalt und politischem Engagement – Werte, die im österreichischen Geschichtsbewusstsein oft zu wenig Raum finden.

„Willy-Fred“ war der Tarnname einer Widerstandsgruppe, die sich im Jahr 1944 um die Gründer*innen Josef Plieseis, Alois Straubinger und Karl Gitzoller formierte. Angesichts der allgegenwärtigen Gefahr unter dem NS-Regime sahen sich die Widerstandskämpfer*innen gezwungen, sich ins Gebirge zurückzuziehen, um ihre Freund*innen und Unterstützer*innen nicht in Gefahr zu bringen. Im Toten Gebirge fanden sie einen geeigneten Unterschlupf und gaben ihrem Stützpunkt den Tarnnamen „Igel“ – inspiriert durch eine Igelfamilie, die beim Bau anwesend war. Die Gruppe wuchs auf bis zu 500 Personen an und gilt als eine der außergewöhnlichsten Widerstandsbewegungen in der Geschichte Österreichs.

Mit der bewussten Wahl eines Gruppennamens, statt einzelner Persönlichkeiten, wollte die Hausprojektgruppe die kollektive Dynamik und den Zusammenhalt jener Zeit würdigen. Die Namensgebung Willy*Fred ist somit ein starkes Symbol, das nicht nur Erinnerungskultur fördern soll, sondern auch als Leitbild für ein solidarisches Miteinander und Zusammenhalt dient.

Elisabeth Ertl, MA (sie/ihr)
Erziehungswissenschafterin, Medienpädagogin, elektronische Musikerin, Produzentin & DJ
(ronit amon), Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Ehrenamtlich und professionell mitgewirkt in folgenden Projekten und Programmen:
meduxa collective (Mitgründerin, Vorstand), Open Commons Linz (IKT Linz), Lehrlingsausbildung- und
Koordination, Jugend hackt, hello world (Medienpädagogik); das kollektiv (Vorstand), Grand Garage
(Kuratorin), fiftitu% (Vorstand), Willy*Fred Hausprojekt (Initiatorin und Geschäftsführung), Exact Stiftung
(Projektleitung), habiTAT (Initiatorin, Vorstand), FRS (freie- und professionelle Redakteurin), KET
(Medienpädagogik), OTELO (Mitgründerin), mehrmals mit unterschiedlichen Projekten am Ars Electronica
Festival (Medienpädagogik), Moderatorin, Vortragende und Leitung verschiedener Workshops und
Veranstaltungen (Medienpädagogik, Internetsicherheit, Selbstorganisation, DJ Workshops, Konzerte,…),
aktiv als DJ, Musikerin & Produzentin; Gewinnerin und Nominierung für Auszeichnungen
(Innovationspreis(e), Österreichischer Radiopreis,…)